Peter ist ein erfahrener Ingenieur in einem Unternehmen, das Industrieanlagen herstellt. Über die Jahre hat er viel Wissen aufgebaut, doch mit zunehmendem Sehverlust wird es für ihn immer schwieriger, das Händler-Portal zu nutzen, über das er Bestellungen tätigt und technische Informationen abruft. Die Schrift ist zu klein, und die Kontraste sind nicht ausreichend, um alle Details klar zu erkennen. Mit einer barrierefreien Gestaltung, die ihm das Vergrößern von Inhalten und Anpassen der Kontraste ermöglicht, könnte Peter weiterhin produktiv arbeiten und gleichzeitig sein wertvolles Wissen an die nächste Generation weitergeben.
Warum? Weil Barrierefreiheit nicht nur gesetzliche Auflagen erfüllt, sondern auch strategische Vorteile bietet – sowohl für B2C als auch B2B-Unternehmen.
6 gute Gründe warum Barrierefreiheit für unsere Kunden entscheidend ist
1. Gesetzliche Anforderungen ab 2025 – Vermeiden Sie rechtliche Risiken.
Vermeiden Sie rechtliche Risiken. Das BFSG stellt sicher, dass Menschen mit Behinderungen im digitalen Raum gleichberechtigt teilhaben können. Websites und mobile Anwendungen von B2C-Unternehmen müssen ab dem 28. Juni 2025 den Anforderungen der Barrierefreiheit entsprechen, um den Zugang für alle Nutzer zu gewährleisten. Die gesetzlichen Anforderungen basieren auf der europäischen Richtlinie (EU) 2019/882 und betreffen zahlreiche Branchen, darunter E-Commerce, Dienstleistungen, Finanzinstitute und die Tourismusbranche.
Unternehmen, die bis dahin nicht handeln, laufen Gefahr, Bußgelder zu erhalten oder Rechtsstreitigkeiten zu riskieren. Es ist daher ratsam, frühzeitig zu reagieren, um Kosten und Stress zu vermeiden. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, Barrierefreiheit in die digitale Strategie zu integrieren. Hier sind die rechtliche Rahmenbedingungen: Barrierefreiheit - Gesetze und Richtlinien
2. Größere Reichweite – Erreichen Sie alle Nutzer
Barrierefreiheit bedeutet nicht nur, dass Menschen mit Behinderungen eine Website oder App nutzen können. Sie stellt sicher, dass digitale Produkte für eine größere Zielgruppe zugänglich sind – das umfasst auch ältere Menschen, temporär eingeschränkte Nutzer oder Menschen mit langsamen Internetverbindungen. Laut der WHO leben weltweit über eine Milliarde Menschen mit irgendeiner Form von Behinderung – das ist ein riesiges Potenzial, das Unternehmen nicht ignorieren sollten.
Mit barrierefreien digitalen Produkten können Unternehmen ihre Reichweite erhöhen, neue Zielgruppen erschließen und die Nutzerzufriedenheit insgesamt steigern. Es geht darum, den Zugang für alle Menschen zu ermöglichen – unabhängig von körperlichen, geistigen oder technischen Einschränkungen.
3. Bessere User Experience – Optimieren Sie die Nutzererfahrung für alle
Eine gut umgesetzte Barrierefreiheit verbessert die allgemeine User Experience für alle Nutzer, nicht nur für Menschen mit Behinderungen. Positiven UX-Faktoren führen zu höheren Conversion Rates, längeren Verweildauern und geringeren Absprungraten.
Für B2C-Unternehmen bedeutet dies höhere Kundenzufriedenheit und bessere Geschäftsergebnisse. Aber auch B2B-Unternehmen profitieren: Partner, Mitarbeiter und Kunden, die eine Webseite oder Anwendung besser nutzen können, sind zufriedener und effizienter.
4. Wettbewerbsvorteil – Setzen Sie sich als fortschrittliches, inklusives Unternehmen ab
Barrierefreiheit kann für Unternehmen auch ein klares Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb sein. Während viele Unternehmen die gesetzlichen Vorschriften möglicherweise erst spät umsetzen, können Vorreiter von einer positiven Außenwirkung profitieren. Gerade in Branchen mit hohem Konkurrenzdruck kann Barrierefreiheit zu einem entscheidenden Kriterium werden, das den Unterschied macht.
Eine barrierefreie Website zeigt, dass ein Unternehmen Verantwortung übernimmt, inklusiv handelt und auf die Bedürfnisse aller Nutzer eingeht. Dies stärkt nicht nur das Markenimage, sondern trägt auch zu einer stärkeren Kundenbindung bei.
5. SEO-Vorteile – Barrierefreiheit verbessert Ihre Auffindbarkeit
Eine barrierefreie Website ist nicht nur für Menschen mit Behinderungen leichter zugänglich, sondern auch für Suchmaschinen wie Google. Klare Überschriftenstrukturen, beschreibende Alt-Texte für Bilder und gut strukturierter HTML-Code verbessern die Indexierung durch Suchmaschinen. Zudem fördern schnelle Ladezeiten und eine mobile Optimierung – beides Kernaspekte der Barrierefreiheit – die SEO-Leistung. Websites, die diesen Anforderungen gerecht werden, sind besser auffindbar und erzielen höhere Platzierungen, was langfristig zu mehr Traffic und Umsatz führt. Barrierefreiheit ist also ein strategischer Vorteil für Ihre Sichtbarkeit im Netz.
6. Fördergelder – Nutzen Sie finanzielle Unterstützung für barrierefreie Websites
Die Aktion Mensch unterstützt gemeinnützige Organisationen in Deutschland mit Fördermitteln bis zu 5.000 Euro für die Erstellung oder Anpassung barrierefreier Websites, sofern sie die WCAG 2.0 oder BITV 2.0 Standards erfüllen. Zielgruppen sind unter anderem Vereine, Stiftungen und Kirchen. Weitere Informationen und den Förder-Check finden Sie hier: Ist Ihre Organisation förderfähig?
Auch das Land Nordrhein-Westfalen fördert Maßnahmen zur Barrierefreiheit mit einem Zuschuss von 2.000 Euro pro Maßnahme. Anträge müssen vor Beginn der Maßnahme gestellt werden. Hier geht es zum Antrag: Förderprogramm
Praxisbeispiele für barrierefreies Design
Diese Beispiele verdeutlichen den Unterschied zwischen barrierefreiem und nicht barrierefreiem UX/UI-Design:
Kontraste und Farbgestaltung
Hoher Kontrast zwischen Text und Hintergrund sorgen dafür, dass der Text leicht lesbar ist. Ein guter Richtwert ist ein Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1 für normalen Text und 3:1 für großen Text. Zudem sollte Farbgestaltung nicht die einzige Methode sein, um Informationen zu vermitteln (z.B. nicht nur rot für „Fehler“ verwenden, sondern zusätzlich Text). Wenn man Texte auf Bildern platzieren muss, aber der Kontrast nicht ausreicht, kann man einen einfarbigen Hintergrund für die Schrift hinzufügen oder das Bild abdunkeln.
Navigation und Zugänglichkeit
Die Navigation sollte klar und einfach sein und sowohl per Maus als auch per Tastatur funktioniert. Alle interaktiven Elemente (Links, Buttons, Formulare) sind durch Tabulator-Tasten erreichbar, und es gibt eine sichtbare Fokusanzeige (z.B. ein farbiger Rahmen um den Button, der gerade fokussiert ist).
Um die Navigation und unwichtige Elemente zu überspringen und direkt zum Inhalt zu gelangen, kann man einen "Skip Link" verwenden. Dieser Link wird am Anfang der Seite platziert und ermöglicht es Nutzern, direkt zum Hauptinhalt zu springen.
Alternativtexte für Bilder
Alle Bilder, die Informationen vermitteln, haben beschreibende Alternativtexte („Alt-Texte“), sodass Screenreader die Inhalte vorlesen können. Dies ist besonders wichtig bei Infografiken oder Produktbildern in Online-Shops.
Guter Alt-Text betont die Platzierung der Pflanze im Licht: Sonnenlicht strömt durch ein Fenster und beleuchtet eine Zimmerpflanze, die auf dem Fensterbrett platziert ist, um direktes Sonnenlicht zu erhalten.
Schlechter Alt-Text beschreibt das Bild ohne die relevanten Informationen: Das Bild zeigt ein schönes Fenster, durch das warmes Sonnenlicht strömt und den Raum erhellt. Das Licht schafft eine einladende Atmosphäre
Formulare
Barrierefreie Formulare sollten eine klare Überschrift haben. Das aktive Feld ist visuell hervorzuheben. Alle Felder bieten eindeutige Labels statt Platzhaltertext. Fehlermeldungen sollten nicht nur farblich markiert werden, sondern müssen gut lesbar sein und direkt am Feld stehen. Stellen Sie sicher, dass Screenreader-Nutzer durch ARIA-Attribute wie „aria-describedby“ und „aria-invalid“ auf den Fokus und auf Fehlermeldungen hingewiesen werden. Markieren Sie nur optionale Felder, nicht Pflichtfelder mit Stern*. Buttons sollten eindeutig beschriftet sein, wobei der Primärbutton die Hauptaktion hervorhebt und der Sekundärbutton dezenter ist.
Videos und multimediale Inhalte
Der erste Schritt zu deinem barrierefreien Video sind Untertitel. Sie helfen nicht nur gehörlosen Menschen, sondern auch Nicht-Muttersprachlern, die nicht alles sofort verstehen – oder bahnfahrenden Smartphone-Nutzern ohne Kopfhörer, die ihre Mitfahrer nicht belästigen wollen. Wenn relevante Information in einem Video visuell vermittelt werden und somit blinden und sehbehinderten Nutzer*innen entgeht, kann man eine Audiodeskription nutzen. Das ist eine Tonspur, die sich zum Video hinzuschalten lässt und all das, was der Nutzer nicht sehen kann, mit Worten beschreibt. Mit dem richtigen Player kann jeder Nutzer die Audiodeskription und/oder die Untertitel je nach Bedarf ein- und ausschalten. Das gleichzeitige Abspielen der Versionen kann nämlich sonst überfordern und vom Inhalt ablenken. Die Aktion Mensch stellt kostenfrei einen solchen Player zur Verfügung. Einfach runterladen und einbinden und schon sind Videos barrierefrei nutzbar.
Fazit: Barrierefreiheit als Chance im B2B-Bereich
Barrierefreiheit ist mehr als nur eine gesetzliche Anforderung – sie bietet B2B-Unternehmen entscheidende Vorteile. Durch die Umsetzung barrierefreier Gestaltung, wie etwa in den Bereichen Kontraste und Farbgestaltung, Navigation, Alt-Texte, Formulare und Multimedia-Inhalte, können Unternehmen nicht nur rechtlichen Risiken vorbeugen, sondern auch die Nutzererfahrung für alle verbessern. Barrierefreie digitale Produkte stärken das Markenimage, fördern die Kundenbindung und erleichtern die Zusammenarbeit mit Partnern und Geschäftskunden. Unternehmen, die Barrierefreiheit proaktiv umsetzen, positionieren sich als fortschrittlich und gewinnen langfristig im Wettbewerb. Es ist Zeit, digitale Produkte so zu gestalten, dass sie für alle zugänglich sind – nicht nur aus rechtlichen Gründen, sondern weil es den Unterschied macht.
Wir prüfen Ihre Website auf Barrierefreiheit
Wir analysieren gerne für Sie, wie barrierefrei Ihre digitalen Produkte bereits sind und was noch getan werden muss bzw. kann. So stellen Sie sicher, dass Sie sowohl gesetzliche Vorgaben erfüllen als auch Ihre SEO- und Nutzerfreundlichkeit verbessern.
Laden Sie jetzt unsere kostenlose Checkliste herunter 👇
Checkliste Barrierefreiheit (PDF)
Machen Sie den ersten Schritt zu einer inklusiveren digitalen Welt. Diese Checkliste basiert auf den WCAG 2.1 Richtlinien (Konformitätsstufe AA) und hilft Ihnen, Ihre digitalen Inhalte für alle Benutzer zugänglich zu machen.